Kultur, die lange keine sein durfte …

Kultur, die lange keine sein durfte …

Jetzt wo es allenthalben Ausstellungen zum Thema Hip Hop und deren Auswirkungen auf unseren Alltag hat, wo auf einmal das museal und schützenswert erscheint, was für viele von uns Jugend und Lebensinhalt bedeutet(e) kommen auch immer mehr Printprodukte dazu heraus, z.B. Bücher. Ich freue mich über die Würdigung meines Textes und meines frühen Artworks unter vielen alten Weggefährten im neuen Buch »Wall Street Meeting – Destroy and Rebuild (ISBN 978-3-00-074650-5)« von Manuel Gerullis zu finden. Nicht nur zufällig könnte der Buchtitel auch für ein klassisches Architekturwerk herhalten, stellt doch wildes Graffiti tatsächlich rein rechtlich den Tatbestand der Sachbeschädigung dar, obwohl die Sache an sich gar nicht ihres wirklichen Nutzens beraubt wird. Was man von architektonischer Herangehensweise Manuel, der Initiator dieses vermutlich wichtigsten Street Art-/Graffiti Art-Festivals (seit 1997) und DBL-Crewbuddy plant das Europäische Hip Hop Museum in Wiesbaden.
Daumen hoch …

Culture that wasn’t allowed to exist for a long time …

Now that there are exhibitions everywhere on the subject of hip hop and its effects on our everyday lives, where what suddenly appears to be a museum and worth protecting, which means youth and the meaning of life for many of us, more and more are coming Print products, e.g. books. I am pleased that my text and my early artwork have been recognized among many old companions in the new book »Wall Street Meeting – Destroy and Rebuild (ISBN 978-3-00-0746505)« by Manuel Gerullis. It is not just a coincidence that the title of the book could also be used for a classic work of architecture, as wild graffiti actually legally constitutes the offense of damage to property, even though the thing itself is not deprived of its real use.
Manuel, the initiator of what is probably the most important street art/graffiti art festival (since 1997) and DBL crew buddy, is planning the European Hip Hop Museum in Wiesbaden.
Thumbs up …

Thx Manu … Love n Peace

Ich bin nicht das Material, das mich umgibt …

Ich bin nicht das Material, das mich umgibt …

wer, wie ich von einem selbsterschaffenen Berufszweig lebt (Street Artist/Graffitikünstler seit 1988), wird oft ignoriert bzw. diskrediert (wenn auch unterschwellig), da er in keine Schublade passt. Zu sehr sind wir im Land der vermeintlich Eifrigen in festgefahrenen Strukturen, daß wir es nicht erkennen wollen, wenn jemand etwas zu Wertigkeit verhelfen möchte, das offiziell keinerlei Wert besitzen darf.
Im Gegenteil, Graffiti respektive Stylewriting wird oftmals als unwertig, Schmiererei und Sachbeschädigung tituliert und unsinniger Tant aus Asien wird als der heisse Scheiss gefeiert. Tatsächlich vollziehe ich das was ich gerne tue, koninuierlich seit Ende der 80er Jahren des letzten Jahrtausends. Zwar mit wachsendem Erfolg, allerdings ist das Einkommen kaum vergleichbar mit einem so genannten seriös erlernten Beruf, der staatlich anerkannt wird.
Woran liegt das?
Einerseits daran, daß es sich nicht vorgestellt werden kann, daß in dem Land noch selbst etwas produziert wird, was nicht auto- oder immobilär sein könnte. Andererseits eventuell auch an einem Verwaltungsapperat, der Offenheit und Fairness propagiert, aber stattdessen alles andere als das ist. Wer hier nach realistischen Steuervorgaben agieren will, bekommt massiv die Hosen ausgezogen.
Und zweitens, staatlich bzw. gemeinschaftliche (oder nennen wir es soziale) Anerkennung. Was bedeutet das? Bildungssysteme, die einer behördlich geordneten Infra- und Beurteilungsstruktur unterliegen werden höher bewertet und sprechen wir es offen aus, auch höher bezahlt, als sich selbst geschaffene Strukturen, Organisationen und Hierarchien (die ich persönlich nicht unbedingt gut oder besser finden muss) …
Erstaunlicherweise hängt genau davon sehr viel ab: Die so genannte 1 % Neuwagenregelung z. B. hat die Fahrzeugpreise ins Exorbitante steigen lassen. Deutschland hat laut einschlägigen Medien die meisten Steuerregelungen europaweit, mehr als ALLE europäischen Länder zusammengenommen.

»Vor einem Schalter stehen: das ist das deutsche Schicksal. Hinter dem Schalter sitzen: das ist das deutsche Ideal.« Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

Und wer hat Schuld? Schuld ist ja ein blödes Wort, da dahinter oftmals eine Absicht versmutet wird. Klar, alles hat eine Ursache, aber hier ist es vermutlich die Idee, alles gerechter machen zu wollen, was per se in sich schon nicht gerecht ist: Verteilung.
Verteilungskämpfe sind Teil unseres Daseins und meiner Meinung nach könnte hier die Pädagogik etwas mehr zweckgebunden agieren. Zu sehr wird Geld und Einfluß in die Kanalisierung gesteckt um Menschen funktionieren zu lassen, statt ihnen ein individuelles und möglicherweise selbsterschaffens Erwirtschaften zu ermöglichen. Zu sehr scheint die Angst vor Arbeitslosigkeit – und damit zusammenhängend – sozialen Spannungen diejenigen zu beherrschen, die sich Leitung nennen. Aber: Not (oder Mangel) bzw. macht auch erfinderisch (oder nennen wir es kreativ) und schafft Innovationen. Hier passiert aber Folgendes, statt dem Innern folgt man dem Äußeren: Sozial- und Kunstpädagogen weisen möglichen Schwerenötern (ein herrliches Wort) den Weg zurück in die angepasste Schafherde. Und wie sie dann glücklich eine Maske tragen und heimlich ihre Heuchlerei verfluchen, denn der Trick der Verwaltungsapperatur ist natürlich geglückt: Jeder erwirtschaftet sein Häuschen und niemand wurde schließlich gezwungen Eigentum zu erwerben, eine Familie zu gründen und um die man sich dann den Rest des Daseins kümmern darf …
Erstaunlicher um so mehr, daß ich für viele Konzerne und Unternehmen arbeiten durfte, teilweise gibt es nicht mehr, wurden übernommen oder gingen pleite. Pleite auch deswegen, weil es sich kaum noch lohnt, Gewinne in einem Land zu erzielen, daß steuerlich so unverschämt zugreift wie es Deutschland nun einmal tut.
Warum dann eigentlich diese Beitragsheadline? Ganz einfach: Wenn man sich überlegt, wofür viele von uns dann tagtäglich ihre Zeit opfern, kommen sicher die meisten auf die Materialverwaltung. Täglich transportiert man etwas, besorgt Material teils um sich selbst zu erhalten, teils um Energie zu bekommen, aber größtenteils heutzutage um sich damit selbst zu erhöhen, zu profilieren. So sehr ist das Profitieren, aber auch das Profilieren in uns aufgegangen, daß wir nicht mehr sehen, worum es vielleicht in unserem Dasein gehen könnte …
In der Mitte der 2000er sicherte ich mir einige Domains, unter anderem Lesezwang.de und Tauschzwang.de. Letzteres ist ein schöner Begriff, der ziemlich genau das beschreibt, was uns alle verbindet, wenn wir nicht damit beschäftigt sind, uns die Schädel einzuschlagen.
Tatsächlich erleben wir ja schon länger die Ökonomisierung von allem bzw. die hoffnungslose Suche nach Werten. Dabei bleiben auch die so genannten Subkulturen nicht verschont. Heutzutage soll sich das Individuum in der letztendlichen Verkaufsstrategie verlieren. Wenn Du nichts zu bieten hast, dann bietest Du entweder Deine Integrität bzw. Deine Kredibilität/Glaubwürdigkeit an, wirst Influencer und vermarktest Deine Haut in so genannten sozialen Netzwerken. Aber ist denn nicht das gesamte Internet schon ein soziales Netzwerk?
Etwas mehr Ehrlichkeit uns selbst gegenüber sollte nicht schaden …

 

I am not the material that surrounds me… Anyone who, like me, makes a living from a self-created profession (street artist/graffiti artist since 1988) is often ignored or discreet (albeit subtly) because they don’t fit into any box. In the land of the supposedly zealous, we are too stuck in rigid structures that we don’t want to recognize when someone wants to add value to something that is officially not allowed to have any value. On the contrary, graffiti or style writing is often labeled as unworthy, graffiti and damage to property and nonsensical aunts from Asia are celebrated as hot shit.
In fact, I have been doing what I like to do continuously since the end of the 80s of the last millennium. Although with increasing success, the income is hardly comparable to a so-called seriously trained profession that is recognized by the state. Why is that? On the one hand, because it is impossible to imagine that the country would still produce anything that could not be automobile or immobile. On the other hand, it may also be due to an administrative apparatus that promotes openness and fairness, but is instead anything but. Anyone who wants to act according to realistic tax requirements will have their pants pulled off massively. And secondly, state or community (or let’s call it social) recognition. What does that mean? Educational systems that are subject to an officially ordered infrastructure and assessment structure are valued more highly and, let’s say it openly, are also paid more highly than self-created structures, organizations and hierarchies (which I personally don’t necessarily think are good or better) … Surprisingly, a lot depends on this: the so-called 1% new car regulation, e.g. B. has caused vehicle prices to rise exorbitantly. According to relevant media, Germany has the most tax regulations in Europe, more than ALL European countries combined.

»Standing in front of a switch: that is German fate. Sitting behind the counter: that is the German ideal. « Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

And who is to blame? Guilt is a stupid word because it often assumes an intention behind it. Sure, everything has a cause, but here it is probably the idea of ​​wanting to make everything fairer, which in itself is not fair: distribution. Struggles over distribution are part of our existence and, in my opinion, pedagogy can act a little more purposefully here. Too much money and influence is put into channeling to make people function instead of enabling them to generate individual and possibly self-generated income.
The fear of unemployment (and related social tensions) seems to dominate those who call themselves leaders too much. But: Necessity (or lack) also makes you inventive (or let’s call it creative) and creates innovations. But here’s what happens: instead of following the inside, you follow the outside: social and art educators show possible philanderers (a wonderful word) the way back into the adapted sheep herd. And how they then happily wear a mask and secretly curse their hypocrisy, because the trick of the administrative apparatus has of course worked: everyone earns a living and no one was ultimately forced to acquire property, found a family and then worry about them for the rest of their existence can take care… It’s even more astonishing that I was able to work for many corporations and companies, some of which no longer exist, were taken over or went bankrupt. Bankrupt also because it is hardly worth making profits in a country that has such an outrageous tax policy as Germany does. Then why this post headline? Quite simply: If you think about what many of us sacrifice our time for every day, most of us will probably come up with material management. Every day you transport something, get materials partly to sustain yourself, partly to get energy, but mostly nowadays to improve yourself and to make your profile.
Profiting, but also profiling, has become so absorbed in us that we no longer see what our existence could possibly be about…
In the mid-2000s I secured a few domains, including Lesezwang.de and Tauschzwang.de. The latter is a nice term that pretty much describes what connects us all when we’re not busy bashing our heads in. In fact, we have been experiencing the economization of everything and the hopeless search for values ​​for a long time. The so-called subcultures are not spared. Today, the individual is supposed to get lost in the ultimate sales strategy. If you have nothing to offer, then you either offer your integrity or your credibility/credibility, become an influencer and market your skin in so-called social networks. But isn’t the entire Internet a social network? A little more honesty with ourselves shouldn’t hurt…
 
Make cake not war … für Dupont-Teflon 2012 © bomber.de

Bilderfluten, Nachhaltigkeit und sinnvolle Veränderungen …

 

Bilderfluten, Nachhaltigkeit und sinnvolle Veränderungen …

 

Vogelhäuschen 2023 © Helge BOMBER Steinmann VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Ab und an treibt es mich voran allgemeingültige Themen aufzugreifen und mich mit meinem Dasein mit anderen auszutauschen. Nennt man Kommunikation. Und ja, auch dieser Blog ist eben ein Teil dieser Kommunikation:

Momentan sind viele plötzlich nachhaltig, sogar Großkonzerne kleben überall das Schlagwort grün, nachhaltig, ökologisch bzw. bio etc. drauf, auch wenn Lieferketten, Verpackungen und vieles andere noch komplett dagegen sprechen. Aber gegen heere Ziele ist ja nix zu sagen …

Zu sehr aber sind wir in der Tauschwelt des blinden Konsums gefangen um sehen zu können, worauf es vielleicht wirklich ankommt. Uns selbst? Oder unsere Gewohnheiten und konditionierten Beeinflußungen seitens der Medien zu hinterfragen und zu ändern? Das scheint schlichtweg für die meisten anscheinend einfach nicht möglich. Zu viele Ausreden, wie Zeitknappheit, Familie und viele andere Umstände werden da in den Raum als Rechtfertigung geworfen. Und klar, wen interessiert schon der Komplex von 1,7 % der Weltbevölkerung?

Wer mich kennt, weiß daß es für mich selbst als Künstler und Designer (oftmals leider immer noch ein Schimpfwort im Land der Förderungskultur, der Pädagogik und der ängstlichen Angestellten) den Begriff des Mülls nicht gibt. Zu sehr verwende ich Dinge wieder oder zweckentfremde sie. Wer einen Blick in mein Atelier wagt, sieht das im Chaos Sinn steckt und Wiederverwertung für mich schon seit sehr langer Zeit das Normalste überhaupt darstellt …

Nichtsdestotrotz wundere ich mich, daß selbst aus dem vermeintlich grünen Trend ein in digitalen Netzen und als Werbekampagnen laufender Wettbewerb wird: Wer ist am Nachhaltigsten und ökologisch wertvollsten bzw. Resourcenschonensten? Das wir mit diesem schicksalhaften Nichtabkoppelnkönnen der Selbstdarstellung den massiven Stromverbrauch noch unfassbar mehr anheizen scheint in der Krux der Sache zu liegen und scheint sich in der massiven Neubebauung durch sehr große Serverfarmen allüberall widerzuspiegeln.

Es gibt kein Entkommen … und Deutschland wird sich und die Welt nicht retten können. Was also tun in einem Land in dem sogar bei Regen mit Laubbläsern das Laub auf Wiesen unter den Bäumen als ABM umverteilt wird (gerade tatsächlich bei uns vor der Haustüre passiert). Wo endet dieser Wahnsinn oder mutiert er einfach nur in den nächsten?

Wer es noch nicht bemerkt hat, zumindest mir geht es so … in meiner Umgebung scheint alles in Fahrzeugen und Baustellen zu ersaufen … und das nicht erst seit gestern. Sondern seit ca. drei Jahren. Vermutlich ist es aber in vielen Ballungszentren so. Was sagt mir das? Auch das Kommunikation und ein Zeichen der Zeit. Zeit hat Zeichen? Nein, Menschen handeln und das ist das Ergebnis. Was an privaten Tauschgeschäften passiert scheint Auswirkungen auf unser aller Umfeld zu haben …

Wie steuert man einen Zug, der mit Vollgas einfach immer weiter fährt, obwohl es offenbar völlig ersichtlich und offensichtlich scheint, daß ein ständiges Wachstum nicht im Sinne eines sinnvollen Fortschritts und Weiterkommens der menschlichen Gesellschaft, aber auch aller anderen Spezies auf diesem Planeten darstellt?

Ich höre immer, wir müssen dankbar sein. Das bin ich ganz sicher sogar. Für mich käme es nie in Frage protziges Eigentum zu erwerben um mich selbst zu überhöhen, sofern es noch viele Menschen gibt, denen es richtig Scheisse geht. Überhaupt wundert es mich immer, wie viele moralische Zeigefinger verstummten, die mir früher Sachbeschädigung vorwarfen und jetzt erkennen, daß mein Handeln alles andere als das darstellt. Die Sachbeschädigung wird ja vorrangig durch Konzerne und uns alle vorgenommen. Eine Haftung findet kaum statt, da unser gesamtes System kein wirkliches Verwertungssystem darstellt. Zu sehr hängen wir an den Regularien der Verwaltung und des Tauschs.

Tausch, allerdings ohne wirkliche Entsorgungskonzepte. Heutzutage Entsorgen heisst immer noch die drei großen V’s zu bedienen: Verbrennen, Vergraben, Verklappen. Unser täglich Tausch im Supermarkt bedeutet immer noch einen Riesen-Abfallberg zu etablieren, der vernünftigerweise wirklich veränderbar wäre. Eine Strategie wäre z.B. Konzerne sollten für ihre Produkte nach dem vollzogenen Tausch (dem Kauf) Verantwortung übernehmen und die Verpackungen zurücknehmen bzw. wiederverwenden bzw. das Produkt oder das was davon übrigbleibt annehmen. Der gesamte Ablauf würde sich ändern. Viele würden umdenken. Nicht nur beim Produzieren, sondern auch beim Kauf selbst. Denn der tatsächliche Preis ist doch erheblich höher wenn wir die Umweltkosten miteinbeziehen. Würden Unternehmen so zu Rechenschaft gezogen, wie z.B. wilde Graffitisprüher, wir hätten nicht nur noch mehr Verfolgungsbehörden – ein echter Albtraum – sondern eine komplett andere Wirtschaftspolitik.

 

Vor einem Schalter stehen: das ist das deutsche Schicksal. Hinter dem Schalter sitzen: das ist das deutsche Ideal. Kurt Tucholsky

 

 

Deutschland (das ist ja für jeden auch etwas komplett anderes), besser ausgedrückt; Deutschlands etablierte SUV-Fahrer bestehend aus vielen überbezahlten Titel- und Bedenkenträgern möchten auch keine Selbstständigen und Start Ups. Wer dem entgegenhält, der hat hier noch nie ein Unternehmen gegründet bzw. geführt. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Und die offensichtlich von Bund und Ländern medial präsentierten Gegenbeispiele halten oft nur durch Förderungen oder Klüngelei im Hintergrund länger als wenige Jahre durch. Oder wie viele erfolgreiche Neugründungen die länger durchhalten kennen wir? (Freue mich über langfristige und unabhängige Gegenbeispiele). Um dafür ein Umfeld zu schaffen, müssten sehr viele Regularien und viele andere Punkte geändert werden, die aber auch nicht im geringsten Sinn geändert werden (analog zu vielen anderen Bereichen, die anscheinend nur seeeeehr langsam angegangen werden). Zu sehr sitzen hier alte Seilschaften, Gewohnheiten und andere sattgefütterte Institutionen an den neuralgischen Knoten, die nicht geöffnet werden sollen.

Und: Noch immer herrscht das Bild des absolut autonomen, immer flexiblen, endlos kreativen, finanziell und emotional unabhängigen, ständig überall verfügbaren und von allen einschränkenden Umständen befreiten Künstler vor. Dementsprechend ist hier der Kultur- und Kunstbetrieb organisiert. Anträge müssen fertige Konzepte vorweisen, ohne eine Sicherheit zu haben, dass auch tatsächlich Geld fließen wird und fast immer stimmt die tatsächlich investierte Zeit nicht mit den letztlich durch das Projekt verdienten Geld überein. Das Argument, was dann häufig greift, ist immer wieder »alles für die Kunst« und, dass es sich hierbei eben nicht nur um einen Beruf, sondern um eine Lebensentscheidung handelt. Meiner Meinung nach völlig an der Realität vorbei und einfach nur unfassbar weltfremd.

In dem Sinne: Jedem sein Mercedes SUV oder den Porsche E-SUV … lol.

Saure Gurkenzeit

Saure Gurkenzeit

Sommer, Sonne, Saure Gurkenzeit …: Während die von uns Steuerzahlern finanzierte so genannte geistige Elite und deren Diener, die Angestellten/Beamten Urlaub vom Urlaub vollziehen, holt die Presse das Dauerthema für die verödeten Sommermomonate für die Zurückgebliebenen (die nicht in die Ferien fahrenden) aus dem Archiv: Graffiti. Glücklicherweise durften wir alle diesmal von der Klischeefrage »Graffiti: Kunst oder Sachbeschädigung/Vandalismus?« verschont bleiben.
Was sich in der kleinsten deutschen (aber unfassbar mächtigen) Metropole Frankfurt hinter den Kulissen zum o.g. Thema abspielt, davon bekommt man kleine Happen schon zu Gesicht bzw. Informationshappen angefüttert. Die HfG positioniert sich mit Heiner Blum, das neu bezogene MassifCentral und auch einige andere Player erwarten schon Möglichkeiten-möglicherweise auch Förderungen. Hera von Herakut wohnt wieder in Frankfurt erfahren wir hier und hat viel vor … Und auch das Journal möchte einen Journal Jam initiieren.
Ich danke Meike Spanner für den netten Artikel im aktuellen Journal Frankfurt (dem Nachfolger des »Pflasterstrandes«) 08/2023, der leider stark gekürzt wurde. Dafür ist ein zweiter Teil wohl Anfang 2024 geplant: https://www.journal-frankfurt.de/journal_news/Stadtleben-2/Titelstory-Graffiti-40-Jahre-Graffiti-in-Frankfurt-Das-sind-die-Pioniere-41220.html
Weil die Fragen so gut waren und ich mit den Antworten, gerade zur Kulturpolitik auch recht zufrieden war, veröffentliche ich hier den Rest:
Interviewfragen an Helge Bomber Steinmann
von Meike Spanner, Journal Frankfurt
für die Titelstory „Graffiti in FFM“ (Arbeitstitel)
Ausgabe Aug. / 2023
1 ) Kannst du dich noch dran erinnern, wie du das erste Mal (oder einer der ersten Male) mit der Sprühdose losgezogen bist? Wie hat sich das damals angefühlt?
Die Frage ist zwar seltsam, da die einem Street Artisten bestimmt niemals gestellt werden würde, aber ich bin ja stolz auf meine wilde Vergangenheit, denn das tatsächliche wilde Rausgehen halte ich für die eigentliche Kunst. Und klar erinnere ich mich gut. Das hat sich super angefühlt. Echte Freiheit-wirkliche Macht. Das begründete nicht nur für mich, sondern auch für viele andere damals, das Aufbegehren und den Protest gegen eine Gesellschaft, die ich heute oft immer noch nicht so akzeptieren möchte, wie sie nun mal ist-vor allen Dingen in Deutschland.
Ich verstehe auch heute, daß viele dass einfach noch wild weiter vollziehen und auf Fame innerhalb der „normalen” Bevölkerung wenig bis keinen Wert legen.
2 ) Du hast ja Mitte der 80er mit dem Thema Graffiti / Stylewriting begonnen – wie ich nachgehört und nachgelesen habe – inspiriert durch z.B. Kinofilme und Vorbilder aus den USA. Hip Hop und Breakdance spielten eine große Rolle. Stimmt das so? Wie ging das los?
In den späten 80ern gab es kein Internet (zumindest nicht für uns Bürger) und damit auch keinen wirklichen Wissenstransfer über das Thema Graffiti. In Musikvideos und Kinofilmen waren immer mal Pieces oder Tags zu sehen. Auch ThrowUps auf LKWs und Fright Trains waren in Krimis zu sehen und immer war Graffiti verknüpft mit Crime/Verbrechen: Ein Mord? Sicher im Background ein Graffitipiece. Eine Schießerei? Im Hintergrund ganz sicher Graffititags. Es war wie ein pauschalisiertes Dogma. Erst durch den Hype der uns Anfang der 80er Jahre als Teil der Hip-Hop Kultur verkauft wurde (ohne das man tiefer auf die Struktur und das Handling/Learning einging) wurde dieses Klischee zumindest teilweise aufgeweicht. Auch heute noch fragen Kids ihre Eltern, wenn sie an mir vorbeilaufen: „Darf der das?”
Wie wir heute wissen, war das anscheinend alles ein netter Marketinggag um weltweit einen Abverkauf zu generieren bzw. eben diese so genannte Hip Hop Kultur auf weltweit alte Kulturen aufzupfropfen.
Nach der Prämisse, wer keine Idee für sein Leben hat, besorgt sich eine Familie und Immobilien, agieren viele professionelle Graffitikünstler bis heute. Aus allen Schichten und aus allen Ländern hat es meist junge Menschen damals bis heute angespornt ihre Umwelt mitzugestalten. One World, One Nation, One Place … One Love. Tatsächlich geht Graffiti viel um Liebe und Freiheit.
So revolutionär war die Idee, daß sie seit über 50 Jahren ein Bestandteil der weltweiten Kulturen geworden ist.
Bei mir ging das auch ganz banal los: Meine Mutter sah den Film „U-Bahn Bilder und verrückte Beine” (heute ist der Bericht als Stylewars bekannt) nachts im ZDF und riet mir ihn sich anzuschauen. Ich fand es erst ziemlich unsinnig, aber dann ging mir der Song daraus nicht mehr aus dem Kopf, sodaß ich ein paar Tage später versuchte ihn in Sulzbach im Radio Diehl im Main-Taunus Zentrum auf Schallplatte zu kaufen. Der Verkäufer kannte den Track nicht. Es war „The Message” von Grandmaster Flash & the furious five. Unvorstellbar heutzutage …
Danach ging es recht schnell, daß ich aus dem Ölkeller meiner Eltern Farbsprühdosen nahm und die Rückseite der Nachbargarage besprühte. Mittlerweile gab es die Breakdance-Welle und den Film Beat Street. Mein gesprühtes Motiv war das Beat Street Logo. Vorher hatte ich schon einiges auf Papier geübt und hatte eine Art Throw Up (Bubblebuchstaben) des Wortes Freeze auf einigen Fassaden des Ortes gesprüht.

 

3 ) Später hast du dir dein Studium durch erste Auftragsarbeiten finanziert, es gab Anfragen. Wie hat es sich schließlich entwickelt, dass du dann „der Erfinder der buchbaren Graffiti-Kunst“ geworden bist?
Das kam daher, daß ich anfangs meine künstlerischen Materialien so besorgen musste, wie ich es nicht für richtig hielt und mich daher als Gestalter an die Industrie und Firmen wandte.
Schon vor und während des Kommunikationsdesign-Studiums an der FH Darmstadt, daß ich 1990 begann, hatte ich diverse Auftragsarbeiten auf Fassaden und Indoor geschaffen.
Dann kam eben eins zum anderen und ich gründete mit einigen Werbern die weltweit erste Agentur, die Graffiti professionell anbot: Oxygen – the Art Agency, 1995. Leider viel zu früh, da wir den Markt erst schufen, u.a. mit den ersten wirklich nutzbaren Farbranges von Sprühkünstler für Sprühkünstlern: Belton-Oxygen, die heute noch im Vertrieb von Belton durch Belton Molotow existieren-ohne das ich davon wirklich einen Vorteil hätte.
Durch die Anfrage eines Journalisten, der vorher beim Magazin Stern arbeitete, hatten wir einen dreiseitigen Artikel im Magazin Der Spiegel, daß weltweit ein unglaubliches Medienecho erfuhr. Es kam u.a. ein Kamerateam aus Finnland und aus Russland, daß mehrere Tage drehte. Wir waren bei der RTL-Nachtshow mit Thomas Koschwitz, Schreinemakers und vieles andere. Printmagazine berichteten ohne Ende.
Seit dem hat sich viel getan und Graffiti dreht sich nach wie vor um die Pole Wert und Tausch. Beides vollzieht sich gesellschaftlich aktiv, also innerhalb unseres gemeinsamen Raums, des so genannten öffentlichen (oder privaten-privare=beraubten) Raums.
Durch wilde Stylewritings, respektive Tags, Throw Ups und Pieces, aber auch Stencils/Schablonengraffiti, so genannten Pochoirs wird ein Tausch nicht vollzogen, sondern der Akt vollzieht sich rein rechtlich als Nötigung bzw. als Geschenk. Der Akteur/Künstler/Mensch/Anfänger/Profi bringt (rechtlich: nötigt) auf die wie auch immer geartetete Oberfläche seinen Ausdruck, seine Kunst auf. Dies hat erstmal rechtlich die Konsequenz der Verletzung der Oberfläche, den Hausfriedensbruch (bei Privatraum) und der Sachbeschädigung, da ja der Eigentümer der Fläche nicht befragt wurde, nicht ausfindig machbar war. Dies darf erstmal keinen Wert haben. Nichtsdestortrotz hat es den aber doch, künstlerisch und verwertungstechnisch. Tatsächlich berühren sich Straf- und Urheberrecht nicht, sodaß einer weiteren Nutzung von wildem Artwork nichts im Wege steht. Dazu habe ich schon einiges erlebt.
Was der Mensch macht, ist ja aus allem was auf der Erde vorkommt, ein Produkt zu generieren. Unser kreativer Schaffensdrang geht so weit, daß wir sogar aus uns selbst mittlerweile Produkte machen. Wir selbst sind das Produkt-z.B. im Digitalen, so genannten sozialen Netzwerken. Die Oberfläche dieser gedachten (realen) Welt wird markiert durch Graffiti. Und da sind wir schon beim Ursprung des Wortes Marke: Markieren.
Kann man etwas nicht besiegen, macht man es kompliziert oder versucht Geld als Problemlöser einzusetzen. Dies auch bei dem so genannten Problem Graffiti. Von uns allen bezahlte Institutionen, die Verwaltungen möchten alles richtig machen und machen damit alles falsch. Dem Beamtentum, daß mir als Bürger dienen soll und das sich massiv selbstbedient und mit jeder Anforderung noch mehr vergrößert, wie ein Tumor wünscht sich alles negative auszumerzen und ins Positive zu verkehren. Nochmals; wenn alles positiv sei, wo ist dann das Negative? Und geht das überhaupt? Züchten wir uns da nicht eine Chimäre, die etwas verspricht, daß sie nicht halten kann?

 

4 ) Gab es auch einen Konflikt, quasi aus dem Untergrund aufzutauchen? Die schützende Anonymität aufzugeben könnte ja auch dazu führen, dass man sich entscheiden muss: also ob man nun ein Künstler mit bekanntem Namen und Aufträgen sein will oder weiterhin bei „Nacht und Nebel“ Graffiti in der Illegalität sprüht. Gab es diese Entscheidung oder ging beides? Oder war es – im Gegenteil – gerade das Ziel, sich nun endlich und auf innovative Art legal ausagieren zu können?
Nein, innerhalb der Graffiti-Stylewritingbewegung gab es das nur anfangs und auch nur von denen, die keine Ahnung hatten. Die Frage der Realness stellte sich da kaum, da jeder Eingeweihte wusste, was ich z.B. wild gestaltete. Im Gegenteil. Viele folgten meinem Beispiel und schufen selbst Agenturen oder begannen sich anzubieten. Ich erfand ja mit anderen zusammen den Begriff der Graffiti-Agentur/Street Art Agentur.
Zukünftige Generationen werden eventuell keine schützende Anonymität mehr kennen, denn wir erleben die Auflösung der Privatsphäre und es ist eine Frage der Zeit bis die so genannten „sensiblen” Daten von Konzernen genutzt werden. Viele wissen nicht, daß nicht nur dass z.B. das hessische Innenministerium Daten aus so genannten sozialen Netzwerken kauft. Wofür dann also noch den schwammigen Begriff Datenschutz? Wie ich schon mehrfach beschrieb ist wildes Graffiti das Zünglein an der Waage. Wenn es das nicht mehr gibt, haben wir eine komplett überwachte Gesellschaft. Bestes Beispiel: London, alle fünf Meter CCTV- mit Kameraüberwachung. Wenn alles so genannte Negative eliminiert ist, wie soll man dann noch die Positivität erkennen?
Weiterhin stellt ja die Rolle von Graffiti im öffentlichen Raum ein Medium dar; der öffentliche Raum ist eben das älteste Medium der Welt. Daher von Illegalität bzw. Legalität zu sprechen ist ja ein Widerspruch in sich, denn das bedeutet ja, daß wir die Deutungshoheit darüber zu bestimmen einer bestimmten Klasse von Menschen geben, die uns gesetzlich einen Rahmen erklärt, was als Medium dienen darf. Mit dem Ergebnis eines vermeintlich kontrollierten Informationsflußes.
Viele von uns, wenn nicht gar alle sind auf Tausch bzw. Handel konditioniert, ebenfalls auf Sauberkeit (ruhige Flächen suggerieren und bringen auch Sicherheit) und Gehorsam.
Auch hier darf wieder etwas nicht sein, was nicht sein darf.

 

5 ) Wenn du dir die Entwicklung der Szene und deine eigene Geschichte anschaust – insbesondere bezüglich Graffiti hier in Frankfurt: was würdest du sagen sind die wichtigsten Veränderungen seit den Anfängen bis heute?
Erstens, es gibt keine Szene, sondern nur Menschen, die es tun. Das Thema ist einfach zu groß und zu weitläufig. Drittens: Was verstehst Du unter Graffiti? Artwork mit der Farbspühdose? Murals? Tagging? Viertens: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Es ist ganz einfach Kultur.
Fünftens: Es ist die Einführung von diversen Innovationen, gesellschaftlich einwirkend, räumlich gestaltend. Die Zweckentfremdung der Farbsprühdose als Gestaltungsmittel und/oder Protestwerkzeug wären Themen, die jede für sich einen eigenen Bericht wert wären.
Sechsten jedes Kaff in Deutschland hat jetzt mindestens einen konditionierten und geläuterten Sprayer/Sprühkünstler der von Magistratsseiten gepampert wird und vorrangig eingesetzt wird um Präventivkitsch zu produzieren (Tatsächlich nehme ich mich da nicht aus.)
Siebtens: Liest oder zitiert man oft Artikel über Graffiti, dreht es sich fast immer um Jugendkultur. Nach über 40 Jahren nur alleine schon in Deutschland ist das absolut obsolet. Alleine das Wort Jugendkultur ist so unfassbar ausgereizt und lächerlich, daß ich mir nur noch an den Kopf greifen kann. Heutige Jugendliche halte ich an desinteressiert an Jugendhäusern und ähnlichen Einrichtungen. Sie sind viel mehr emanzipiert und eigenständiger als wir das früher waren. b.)
Street Art Führung und einen Verein dafür oder zumindest eine sozial-bzw. kunstpädagogische Jugendeinrichtung im konträr einzuwirken und um Kids zu kanalisieren/steuern.
Weiterhin um mal beim Wilden zu bleiben, hat sich auch hier die Fußball-Hooligan-Bewegung, die in Italien startete über das althergebrachte Stylewriting aufgepropft. Dort werden statt Crews, die Fußballvereine supported und die Ästhetik des Stylewritings genutzt und/oder konterkarikiert, teils ohne die dazugehörige Kultur zu kennen oder zu respektieren. Teils überschneidet sich das, vermischt sich, teils trennt sich das von der klassischen Stylewriting-Kultur.
Bei Auftragsbezogenen, so genannten legalen Graffitis, haben wir auch Moden und viel Präventivkitsch oder popkulturelle Ästhetiken, die je nach Zeitgeist komplett austauschbar sind. Da ist dann das Werkzeug Farbsprühdose auch nur noch ein Werkzeug wie der Pinsel oder der PC.
Meine Rolle in dem Ganzen ist der Ursprung des professionellen Graffiti-Artworks, nicht nur in Frankfurt zu sein, sondern sogar Deutschlandweit-siehe Oxygen-the Art Agency, bei dem wir die erste Riege der deutschsprachigen Writer mit dabei hatten.
Bevor ich begann in Frankfurt wild zu sprühen, fiel mir nur Zip auf, eine Crew, die viele Brücken und Flächen wild gestaltete ohne die Konstruktion des eigentlichen Stylewritings wirklich je zu beherrschen und auch technisch kamen sie teilweise leider nicht über das so genannte „Toy”-Stadium hinaus.
Auch international habe ich früh Kontakte ge- und verknüpft. So war ich früh und oft im damaligen deutschen Graffiti-Mekka München, sehr oft in Paris und veranstaltete zwei der größten Hip Hop Jams, den Sping Jams 1 und 2 mit beigefügter Graffiti-auf Leinwand Ausstellung, zusammen mit einem befreundeten DJ Cutmaster GB aus dem Funkadelic und dessen Frau Barbara.
Stichwort Förderungskultur: Nicht nur mich wundert es aber massiv, wie unverschämt stiefmütterlich bzw. absolut ignorant so genannte Frankfurter Kunst- und Kulturinstitutionen (Städel, MMK, Kulturamt etc. ) mit uns als kunst- und kulturschaffenden Urhebern umgehen. Hier laufen perfide Konstruktionen ab um unser aller öffentliche (schönes Wort) Gelder in die „richtigen” Stellen fließen zu lassen.
Hier darf einfach nicht das sein, was da sein möchte. Bestes Beispiel: Mit vielen anderen Artists und Politikern (u.a. Omid Nouripour) gründeten wir 2004 den Verein Einwandfrei-Verein für Kunst im öffentlichen Raum e.V., dessen Ziel es war über Graffiti/Stylewriting etc. aufzuklären und sich für den Schutz der Artworks/Wandbilder und Bildwelten einzusetzen, eben auch der wilden. Ich waren deren Vorsitzender. Das erste was das Finanzamt Hofheim dazu tat, war uns die Gemeinnützigkeit zu entziehen. Eine Sachbearbeiterin hatte Zeit 20-Din A 4 Seiten aufzusetzen, warum Graffiti/Stylewriting keine Kunst sei und daher auch nicht gemeinnützig.
Und das ist stellvertretend was in Deutschland passiert-diese Aussage trifft leider nicht nur das das Thema Graffiti zu. Die eine Seite der Bevölkerung die mündig, selbstständig und selbstverantwortlich handeln möchte wird nicht gelassen, die andere Hälfte wird in dem Glauben gelassen, die Verwaltung/der Staat kümmert sich schon um alles. Zu sehr versteckt man sich dann nur zu gerne hinter Paragrafen, Regulativen und Vorgaben, statt einfach mal fünfe gerade sein zu lassen. Und Tatsache, mit jeder angeblich neuen Anforderung wird der Verwaltungswasserkopf noch größer (der Bürger möchte das so … ).
Dazu hier mal ein Text, den ich neulich als Online-Beitrag verfasste:
”Kultureller Wandel bedeutet Bewegung und Veränderung. In den letzten 77 Jahren war der amerikanische Einfluss darauf in Deutschland enorm, auch wenn der eine oder andere zweifelt, ob es sich überhaupt bei amerikanischer Kultur um etwas Erbauendes handelt, sozusagen ein Widerspruch in sich. Einige gehen noch weiter und sehen eine imperiale Verschwörung, neoliberale Kolonialisierung und Unterdrückung am Werk. Rock’n’Roll, Pop, Hip-Hop, Hollywood, Comics, Computerspiele und Internet. Coca-Cola, McDonalds, Disney, Amazon und facebook – you name it. Jedes für sich eine Bedrohung des Abendlandes und in jedem Fall jenseits des guten Geschmacks. Amerika ist anspruchs- und niveaulos, einfach, kommerziell und billig, vielleicht sogar egalitär und damit gerecht(er)? Irren Millionen Menschen in Deutschland? Geben sie tatsächlich freiwillig Geld und Zeit für Unsinn aus, ohne es zu merken?
Die Antwort lautet „ja“. Und zwar für alle, die meinen, sie könnten beurteilen, was für andere gut und schlecht ist. Kultur ist in Deutschland immer noch vor allem eines: Staat. Kulturstaat. Und in seinen Institutionen und Verwaltungen wird darüber entschieden, was Kultur ist und was nicht. Ein Hort von Qualität, Bildung und Wissen. Dem Wahren, Schönen und Guten verpflichtet, zugänglich und nutzbar für wenige und teuer bezahlt von allen. Aber können oder besser wollen wir uns diese „Fürsorge“, diesen Ablasshandel eigentlich noch leisten?
Sofern steuerlich hoch subventionierte Opern, Theater, Kunstmuseen und der größte öffentlich-rechtliche Rundfunk der Welt wirklich unverzichtbar für unser Zusammenleben und Dasein sind, könnte dies doch auch vor allem privat organisiert und damit neu legitimiert werden. An Unterstützenden für Hochkultur und Qualitätsjournalismus, die aus freien Stücken zahlen, sollte es doch nicht mangeln. Wie zum Beispiel in den USA – kulturelle Vielfalt und Demokratie haben sich dort jedenfalls im historischen Vergleich nicht nur als progressiver und stabiler herausgestellt, sondern als Stabilisator für unser Gemeinwesen.
Wieder ein bisschen mehr Amerikanisierung würde uns darum nicht schaden. Gegebenenfalls könnten sogar innovative Unternehmen und nachhaltige Arbeitsplätze entstehen. Ganz zu schweigen von möglicherweise mehr Wahlmöglichkeiten und Liberalität. Mir ist auch klar, dass dies nicht vom Himmel fällt. Wir müssten vermutlich auch aushalten, dass autoritäre Bewegungen sich ebenso einfacher organisieren könnten. Aber ist das nicht seit Jahren mittels sozialer Medien sowieso schon Realität?
Resilienz ist neuerdings gefragt. Ehrlicherweise geht es um Verteidigung. Ungewohnt, weil bislang praktischerweise ausgelagert an unsere amerikanischen Freunde. De facto ermöglichte dieser Umstand erst viele spezifisch deutsche Entwicklungen im sozialen und kulturellen Bereich. Kulturwandel wird deshalb, wie eigentlich schon immer, die Beantwortung der Frage sein, wie wir und jeder einzelne in Zukunft leben will.
Autor: Helge W. Steinmann alias BOMBER. Frankfurts Graffiti-Legende ist seit über 30 Jahren wohl die Institution in Sachen Urban Art, Street Art und Stylewriting/Graffiti. Seinem Credo folgend „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum.“ gehört sein Spaß am haptischem Tun zu seinem Alltag.”
Und weiterhin um die Frage nach der Veränderung zu beantworten. Verändert hat sich sehr viel und sehr wenig. Es ist mehr Graffiti dazugekommen: Qualität und Talente, aber auch viel Einfallsloses. Graffiti ist eben auch immer Spiegel dessen was gesellschaftlich von den so genannten Massenmedien projiziert wird.
Dazu kurz das Phänomen Banksy, das als massenmedial projiziertes Rolemodel die Begrifflichkeit Graffiti verändert, hin zu einer pädagogisch nutzbaren sozialkritischen Aussage. Banksy stellt ja das Idol des so genannten „wilden Sprayers” dar: weltweiter „Fame” bzw. Reputation mit seinem Pseudonym (Pseudo=Falsch, Nym=Name), ohne seine tatsächliche Person dahinter zu offenbaren.
Und genau darin liegt ja auch die Crux dieser Story. Das ist eben auch ein Widerspruch in sich und kann gar nicht sein.
Weil ja eben auch alles Kommunikation ist, kann man daraus auch die zielführende Idee erkennen: Die Übernahme der Begrifflichkeit Graffiti. Fort von Schrift-dem Stylewriting hin zum sozialkritischen Bild als Stencil/Pochoir. Eben auch hier erkennt man daduch die gelenkte Steuerung der Massen durch de Deutungshoheit der Massenmedien.

 

6 ) Stichwort „der urbane Raum gehört allen“: Ist Graffiti / Stylewriting und/oder Streetart politisch? Oder anders gefragt: wann ist es (jeweils) politisch?
Definitiv. Der Akt des so genannten „wilden” Graffiti ist ja in sich schon politisch. Ich erachte per se, jede künstlerische Aktivität die sich auch soziologisch bzw. im gesellschaftlichen Raum betätigt als politisch. Nail-Artistinnen vielleicht nicht gerade …
Und ganz sicher sind die Ideen, die in den USA entstanden hochpolitisch. Hip Hop und die Nutzung des öffentlichen Raums durch z.B. Skateboarding, Graffiti/Stylewriting, wilde Block Parties, DJing, Breakdance/B-Boying etc. als Spielplatz und Gestaltungsfläche trägt natürlich explosives Gedankengut in sich und ist nur schwer wieder aus der Welt zu schaffen: Statt es als Lösung für eine neue Gesellschaft anzusehen, werden diese Themen verkriminalisiert, feste Orte dafür verankert (obwohl das der Idee komplett widerspricht) und werden dann zu sozial- und kunstpädagogischen Instrumenten umfunktioniert. Denn erst, wenn das in staatlicher Verwaltungshand passiert, entsteht vielleicht eine Wertigkeit dahinter.
Nicht umsonst beisst sich die deutsche Verwaltung fast 40 Jahren daran fest, daß Thema einzudämmen. Würde man die Gelder die in die Verhinderung gesteckt werden, in Bildung und echte Kulturförderung stecken, wir hätten eine wesentlich gesündere Gesellschaft.
Das die Verwaltung sich dieses Themas bemächtigt (siehe z.B. Naxos-Halle) ist nicht nur unfassbar wettbewerbsverzerrend, sondern schlichtweg Lenkung und Kanalisierung an uns Bürgern, die wir das dann auch noch aus Steuergeldern zahlen dürfen. Der Bedarf an Möglichkeiten für den mündigen Bürger seine Umwelt mitzugestalten ist sicherlich enorm und der tatsächliche Bedarf an Freiheiten und ungesteuerten Orten in der Realität ist aber mit Sicherheit noch größer.
Beispiel: Wir wohnen an einem Baumarkt. Der dazugehörige Parkplatz ist riesig und wird nachts von Jugendlichen zum Party machen und auch tagsüber von Familien zum Fahrrad üben etc, genutzt.
Dass Wort Stadtplanung ist ebenfalls ein Widerspruch in sich, da uns Bürgern sozusagen eine Nutzung des Raums vordefiniert wird; wir es also nicht selbst entscheiden können, was wo für was genutzt werden kann.
Und: Urbaner Raum-was soll das sein? Natürlich gibt es nur den EINEN Raum-eben die Erde als die einzige Welt aller uns bekannten Lebewesen. Alle anderen Unterscheidungen und Einteilungen sind rein menschgemacht und dienen der Verwaltung und der Wertgenierung als Korsett für die Massen.
Und weiterhin zum Thema Street Art. Street Art und die meisten hochkantigen formatierten Murals sind Marketing, respektive Stadtmarketing und dienen keinerlei politischem Widerstand, sondern agiert eher dekorativen und soziologischen Zwecken/Soziomarketing bzw. Massen-Konditionierung.
Ich selbst durfte ja 2010 mit dem Höchster Leunabunker ein sehr großes Artwork, mit 1.600 qm mit Sicherheit eines der größeren Street Art Murals in Hessen gestalten. Wie das Handling dazu mit Stadt und EU-Fördergeldern ablief würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

 

7 ) Wäre es aus deiner Sicht eine gute Sache, wenn mehr Wände zum sprühen freigegeben würden?
Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll, Graffiti nicht als Problem, sondern als Möglichkeit zu betrachten.
Das Problem ist auch die Begrifflichkeit bzw. was als Graffiti definiert wird. Nehmen wir zum Vergleich das Thema Trompete. Ein Kind, daß zum ersten Mal eine Trompete spielt, wird niemand als Trompeter bezeichnen wollen. Hingegen wird ein Kind oder Jugendlicher, der zum ersten Mal sprüht automatisch als Graffitisprüher tituliert und in eine Riege mit zum Beispiel altgedienten Hasen wie mir im Sammelbegriff Graffiti geführt.
Ein weiteres Streitobjekt ist der Raum: Stellen Sie sich vor, sie dürften nur auf einer Fläche von 10 x 10 m mit ihrem Mountainbike fahren. Sie würden sich fragen, was hier los ist. Eben genau, diese Raumfrage stellt sich für Graffitikünstler ständig. Die Farbsprühdose ist ein grobes Instrument und eben keine Airbrush. Deswegen gebe ich bei meinen Jochen-Schweizer-Workshops und auch den Firmen-Incentivs und Events immer kleine Flächen von ca. 60 x80 cm oder 80 x 100 cm auf Leinwand vor, auf denen dann gesprüht werden darf. Denn freihand klein zu agieren ist schwer. Wer das dann geübt und verinnerlicht hat, kann später locker groß sprühen. Denn großformatig zu sprühen ist wesentlich einfacher als sehr klein.
Und: Verwaltung kann nur Verwaltung …Über Freigaben und Erlaubnisse sind wir schon lange hinaus. Wie auch in der Drogenpolitik hat eine Verkriminalisierung wenig bis nichts bewirkt. Wie wäre es mal mit Um- bzw. Nachdenken?  Alleine die BGB-Gesetzesänderung des Tatbestands der Sachbeschädigung hat vermutlich wenig Wirkung gezeigt. Dafür ist einfach ein echter Bedarf vorhanden, sich auszudrücken. Mir wurde mal gesagt. Graffiti sei ein pädagogisches Problem. Ich würde es anders sehen: Die Pädagogik ist das Problem. Das was wir als Bildungssystem verkauft bekommen ist im Grunde nur eine Beurteilungsmaschinerie die niemanden (weder Lehrkräfte noch Schüler) zufrieden macht, sondern nur gefügige Menschen produzieren möchte.
Da sollte angesetzt werden. Was da verzogen wird, sind gierig konditionierte Heuchler allererster Kajüte und was passiert, wenn alles vermeintlich Negative eingedämmt und eliminiert werden soll, erleben wir ja gerade an unserer Gesellschaft. Eine Menge Depressionen und viele Dauerlächler, die eine Maske tragen und innerlich tieftraurig sind.
Ich finde es erstaunlich, daß mir solche Fragen gestellt werden. Ich agiere jetzt über 35 Jahre mit der Farbsprühdose als Gestaltungsmittel, ebenso wie viele andere in Deutschland. Die Fragen haben sich seit dieser Zeit kaum verändert. Die Gesetze gegen so genanntes illegales (besser„wildes”) Graffiti wurden verschärft. Mit dem Ergebnis, daß wildes Graffiti immer noch da, stärker denn je.
Immer dreht es sich um soziale Aspekte, selten um die Kunst bzw. die Gestakltung als Form selbst. Im Gegenteil, es darf keine Wertigkeit erfahren. Wir sollen dankbar sein, das wir Pinkelecken wie z.B. Riederhöfe oder in Mainz Kastel den Brückenkopf zum trainieren bespielen dürfen. Ist das der kulturelle Platz, den uns die Gesellschaft zur Verfügung stellt? Unfassbar peinlich.
Was auch stattfindet ist eine Pauschalverurteilung von Menschen, die Graffiti erstellen und eine Verfehmung des Werkzeugs Farbsprühdose. Was hier der Bevölkerung vorgespielt wird ist unglaublich. Framing de Luxe. Kinder bekommen früh eingepläut, daß Graffiti negativ besetzt und grundsätzlich verboten ist. Wer denkt sich so einen Nonsens aus?
Und:
Überall hat es Präventionsräte und Kriminalpädagogen, die von der Materie so viel Ahnung haben, wie ein Eunuch vom Geschlechtsverkehr.
Für mich stand es nie zur Debatte, ob Graffiti Kunst sei oder nicht. Es war klar, daß es Gestaltung darstellt und Teil des menschlichen Ausdrucks ist, eben eine Urform der Kommunikation.

 

8 ) Wo kann man in Frankfurt Sachen von dir bewundern? Was sind deine aktuellsten Werke, die in Frankfurt (oder Rhein-Main-Gebiet) sichtbar sind?
Dazu bitte auf meine website www.bomber.de oder auf google (da steht dann bald eh alles) gehen. Überhaupt: Die Freiheiten, die im realen, analogen Raum fehlen sind schnell digital erstellt. Daher wäre es schön, wenn wir als Bürger mehr Freiheiten, sprich, mehr Eigenverantwortung zurückbekämen. Traut uns!
 
Vielen Dank für deine Zeit 🙂
 

Aufkleber Frauenfußball

Aufkleber Frauenfußball

Passend zur laufenden Frauenfußball-WM habe ich einen Aufkleber gestaltet. Hintergrund ist ein Motiv, daß ich bei einem Plakatwettbewerb der FIFA 2010 einreichte, ohne je eine Reaktion zu erfahren. Siehe auch hier: https://www.bomber-graffiti.com/blog/2011/05/fifa-frauen-wm-deutschland-2011-poster/
Der Aufkleber hat die Größe 9 x 9 cm, rund, Weißer Background, Text: »women get up faster after a foul …« (Frauen stehen wieder schneller nach einem Foul auf …). Grund dafür war für mich, da ein Kumpel beim Schauen einen Frauenfußballspiels festellte, daß es im Gegensatz zu männlichen Fußball dort kein minutenlanges Herumwälzen und Pseudojammern gibt. Vermutlich nervt nicht nur uns das ständige Theater der männlichen Fußballerriege, die extra Falltraining machen, damit sie noch spektakulärere Fouls inszenieren können.
Erhältlich ist der wasserfeste PVC-Sticker in meinem Atelier oder via Ebay: https://www.ebay.com/itm/115829921520

Sticker women’s soccer

I designed a sticker to match the current Women’s World Cup.
The background is a motif that I submitted to a FIFA poster competition in 2010 without ever getting any reaction.
See also here: https://www.bomber-graffiti.com/blog/2011/05/fifa-frauen-wm-deutschland-2011-poster/
The sticker is sized 9 x 9 cm, round, white background, text: »women get up faster after a foul…«.
For me, the reason for this was that a friend of mine, while watching a women’s soccer game,
noticed that, in contrast to male soccer, there was no tossing and turning and pseudo-wailing for minutes.
We’re probably not the only ones who are annoyed by the constant drama of the male soccer team,
who do extra fall training so that they can stage even more spectacular fouls.
The waterproof PVC sticker is available in my studio or on Ebay: https://www.ebay.com/itm/115829921520
 

 

 

 

011122

011122

Von kaum jemanden bemerkt, erscheint das heutige Datum tatsächlich unfassbar einmalig: 011122.
Fast noch schöner ist es dann genau in einem Monat: 011222.
Feiert am besten diese Tage … so besondere kommen eher selten.

 

Hardly noticed by anyone, today’s date actually seems incredibly unique: 011122.
It’s almost even nicer in exactly one month: 011222.
It’s best to celebrate these days … something so special is rare.
B-Boys, Breaks & Battles 2006 Tagging © Bomber

 

St. Hip Hop 2006 © BOMBER
The Joy of writing Bo(m)b Ross 2006 Tagging © BOMBER

BOMBER Sneaker unter dem Hammer

BOMBER Sneaker unter dem Hammer

Laut Desmond Tutu ist eh alles geschenkt. Wir haben nichts dafür getan und dürfen trotzdem hier sein. Dafür und für alles andere sollten wir dankbar sein. Man sollte sich nur dran erinnern können, inmitten des Wahnsinns.
Seit Graffiti ebenfalls in den so genannten Verwertungskreislauf eingedrungen ist, verliert es natürlich etwas an seiner ursprünglichen Kraft. Anscheinend ist ja oft unsere einzige Antwort auf ohnmächtige Situationen, der Konsum. Es gibt aber noch andere Wege als den Tauschzwang, z.B. Protest, Hilfe und aktives Gestalten/Schenken.
Wie schon in unseren wilden Jahren mit so genannten illegalen Werken haben alle beteiligten Artists (unter anderem meine alten Buddies Darko, Scotty 76 und Eike König) ihre Zeit und ihr Artwork geschenkt und gespendet.
Unter der Schirmherrschaft von Jan Delay und von der Personalberatung five14 initiierte und veranstaltete Aktion NICE, die künstlerisch gestaltete Sneaker (Adidas Superstars) von insgesamt 60 Artists pro bono erstellen ließ, startet jetzt die Auktion auch des von mir gestalteten Sneakers.
Der Erlös der A(u)ktion fließt in das kostenlose Kursangebot des Esche Jugendkunsthaus in Hamburg-Altona. Das Esche Jugendkunsthaus bietet seit 2016 für Jugendliche kostenlose Kreativkurse – von Breakdance und Graffiti über Gesang und Rap bis hin zu Theater, Zeichenkursen und mehr an. In den Workshops können Kinder und Jugendliche ohne Erwartungsdruck und Notenstress ihre künstlerischen Fähigkeiten entdecken. Rund 200 Jugendliche besuchen jede Woche die Angebote der Esche.
Alles rund um NICE – Sneaker unterm Hammer findet man auf der von Demodern gestalteten Website nice.esche.eu.
Vernissage am 05.05.2022 um 19:00 Uhr in der Affenfaust Galerie, Paul-Roosen-Straße 43, 22767 Hamburg
Ausstellung am 07., 11. und 12. Mai 2022 von 14:00 bis 18:00 Uhr und am 14. Mai 2022 von 14:00 bis 21:00 Uhr in der Affenfaust Galerie, Paul-Roosen-Straße 43, 22767 Hamburg
Online Auktion vom 22.04. – 15.05.2022 der Auction Technology Group
Auktion am 15.05.2022 ab 14:00 Uhr in der Affenfaust Galerie, Paul-Roosen-Straße 43, 22767 Hamburg
 
Beteiligte Artists: 2 Face, Aight, Anne Schubert, Ari, Arik, Asco Grill, Asyl, Beat Boy Delles 78, Base 23 Art Berlin, Bee Low, Biza, Björn Holzweg, Bomber, Charly, Darko, Davi.in, Duke, Dune, Deko 156, DJ Alrock, Eike König, Elmar Lause, Flo Mega, Gita Kurdpoor, Hamsa, Hiper, Hugo, Iam, indian, Jan Delay/Eizi Eiz, Jul, Käby, Lady Wave, Marok, Mia, Nana, Orik, Ponsh,PrinzOne, Rufus, Sabela Garcia Cuesta, Sbecky, Sebó, Scotty 76, Scout, Simon Nelke, Skore 79, Slim, Stock La Rock, Tasek, Theo & Helene, Van Ray, Yeah, Yugo!, Young Blood, Zack
Das Artwork: Adidas-Sneaker Superstar (EG4958), Unisex, Schuhgröße US 10, reguläre Passform, Obermaterial Textil und Leder, Gummisohle, Textilfutter. Farbe: Schwarz und weiß bunt gestaltet, Schnürsenkel weiß. Zustand: ungetragen.

 

Everything is free, according to Desmond Tutu. We didn’t do anything about it and we’re still allowed to be here. For that and for everything else we should be thankful. It should only be remembered in the midst of the madness.
Since graffiti has also entered the so-called recycling cycle, it has of course lost some of its original power. Apparently our only response to powerless situations is consumption. But there are other ways than the compulsion to exchange, e.g. protest, help and active design/giving.
As in our wild years with so-called illegal works, all participating artists (including my old buddies Darko, Scotty 76 and Eike König) donated their time and artwork. Under the patronage of Jan Delay and the HR consultancy five14, the NICE campaign, which had artistically designed sneakers (Adidas Superstars) created pro bono by a total of 60 artists, is now starting the auction of the sneakers I designed.
The proceeds of the a(u)ction flow into the free courses offered by the Esche Jugendkunsthaus in Hamburg-Altona. The Esche youth-arthouse has been offering free creative courses for young people since 2016 – from breakdance and graffiti to singing and rap to theatre, drawing courses and more. In the workshops, children and young people can discover their artistic abilities without the pressure of expectations or the stress of grades. Around 200 young people visit Esche every week.
Everything to do with NICE – sneakers under the hammer can be found on the nice.esche.eu website designed by Demodern.
Vernissage on May 5th, 2022 at 7:00 p.m. in the Affenfaust Gallery, Paul-Roosen-Strasse 43, 22767 Hamburg
Exhibition on May 07, 11 and 12, 2022 from 2:00 p.m. to 6:00 p.m. and on May 14, 2022 from 2:00 p.m. to 9:00 p.m. in the Affenfaust Gallery, Paul-Roosen-Straße 43, 22767 Hamburg
Online auction from 22.04. – 05/15/2022 of the Auction Technology Group Auction on May 15, 2022 from 2:00 p.m. in the Affenfaust Gallery, Paul-Roosen-Strasse 43, 22767 Hamburg
Artists involved: 2 Face, Aight, Anne Schubert, Ari, Arik, Asco Grill, Asylum, Beat Boy Delles 78, Base 23 Art Berlin, Bee Low, Biza, Björn Holzweg, Bomber, Charly, Darko, Davi.in, Duke, Dune, Deko 156, DJ Alrock, Eike König, Elmar Lause, Flo Mega, Gita Kurdpoor, Hamsa, Hiper, Hugo, Iam, Indian, Jan Delay/Eizi Eiz, Jul, Käby, Lady Wave, Marok, Mia, Nana, Orik , Ponsh,PrinzOne, Rufus, Sabela Garcia Cuesta, Sbecky, Sebó, Scotty 76, Scout, Simon Nelke, Skore 79, Slim, Stock La Rock, Tasek, Theo & Helene, Van Ray, Yeah, Yugo!, Young Blood, Zack The artwork: Adidas Superstar sneaker (EG4958), unisex, shoe size US 10, regular fit, textile and leather upper, rubber sole, textile lining. Color: Black and white motley design, white laces. Condition: unworn.

TYPOGRAFFITI

TYPOGRAFFITI

Während wir in Italien eine tolle Zeit verbringen dürfen, bekomme ich die Mail, daß der Release eines Buchprojektes ansteht. Wieder mal ein Buch zum Thema Graffiti, werden sicher einige denken, die sich mit dem Thema ausführlicher beschäftigen.
Aber diesmal ist es eines über das Wurzelwerk des Stylewritings, dem richtigen Wort für Graffiti, dem eigentlichen gestalterischem Hintergrund, der Schriftgestaltung bzw. der Typografie, des so genannten Styles, initiiert durch Joe Hennig, selbst Teil des Graffitiwriting-Künstlerkollektivs Majo Brothers aus Düsseldorf. Heutzutage wimmelt es ja in den angeblich sozialen Netzwerken von so genannten Legenden dieses Bereichs. In Zeiten bevor es Print- bzw. Online-Magazine (Juxtapoze und wie sie alle heissen) und Internet gab, existierten allerdings auch schon Menschen, die sich damit befassten, eigene Stilistiken in die Form gesprühter Schriftbilder zu realisieren.
Das Besondere des Buches an diesem Printwerk liegt in der Alphabetisierung der eigenen Stilistik der Writer und auf persönliche Nutzbarkeit der eigenen Stilistik als so genannter Font.
Einen Teil davon findet man in dem Ende des Monats erscheinenden Buch »TYPOGRAFFITI-Fonts of True Writers von A bis Z«. Heutzutage ein Standardspielzeug für jeden Benutzer eines Rechners, war dies Anfang/Mitte der 90er Jahre noch etwas ganz besonderes.
So wundert es nicht, daß mein allererster digital nutzbarer (und setzbarer) Stylewriting-Font Essohnesenf aus dem Jahr 1993 darin Verwendung findet. Damals zeichnete ich auf einem Wacom Zeichentablett in Fontographer auf einem Apple MacIntosh Quadra 950 in den heiligen Hallen von Logic Records (Snap=Luca Adelchi Anzilotti & Michael Münzing) in der Strahlenberger Straße in Offenbach unter der Ägide von Eike König und Sascha Müller Lüönd.
FontShop Gründer und Typo-Ikone Erik Spiekermann, den ich damals den Schriftschnitt per Post als Ausdruck schickte, zeigte sich sehr begeistert.
Unter vielen anderen finden sich Alphabete von Ash (BBC Crew Paris), Cario (Hamburg), Delta (Amsterdam), Fume (Düsseldorf), Gismo (Mannheim), Inka (Berlin), Loomit (München), Nash (Stuttgart), Semor (Köln), Sign (Wiesbaden), Toast (Zürich/Bern), Won (München).
Die Buchpräsentation findet am 29.10.2021 von 17.00- 21.00 Uhr im Düsseldorfer Ladengeschäft einer anderen Legende statt: Hood Company, Hüttenstr. 156, 40227 Düsseldorf. Be there or be square …
TYPOGRAFFITI
Fonts of True Writers von A bis Z.
Herausgegeben von Jonny Bauer, Joe Hennig, Verlag Kettler
Erscheinungsdatum: 15. Oktober 2021 – kartoniert – 248 Seiten
Pressetext: Architektur, Typografie und Graffiti sind von jeher eng verbunden. Vielen Writern dient die Architektur als Leinwand, auf der mit Typografie und Graffiti experimentiert wird.
Dabei hat nahezu jeder Writer schon einmal einen eigenen Font gestaltet oder zumindest darüber nachgedacht, aus den Buchstaben, die er für seine Arbeit an der Wand entwirft, ein komplettes ABC zu bauen.
Die Publikation versammelt zahlreiche Legenden des Graffitis, die teils eigens für diesen Anlass neue Fonts in ihrem jeweils unverwechselbaren Stil geschaffen haben. Mit seinen unterschiedlichen Beiträgen feiert Typograffiti den grafischen und kulturellen Ausdruck der Writer und zeigt die Lebendigkeit der Szene ebenso wie die Aktualität ihrer Fonts.
Das Buch stellt alle Writer und ihre Schriften ausführlich vor, enthält begleitende Statements sowie Aufnahmen der Fonts in der Anwendung auf der Wand. So versteht sich die Publikation als Inspiration für Sprüher, Schriftgestalter, Grafiker und Kunstinteressierte.
ISBN: 3862069222
EAN: 9783862069224

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»Kinder, fangt wild an zu sprühen … «

Banksysytem 2021 © is for Losers
Banksystem 2021 © is for Losers

 

»Kinder, fangt wild an zu sprühen … «

Denken hat schon viel verändert. Tun mindestens genauso. So habe ich an dieser Stelle rechts neben der Plakatfläche 1986 erste Sprühversuche unternommen und während meiner aktiven Breakdance/BBoy-Phase einen »Freeeze« Throwup mit Papa’s Farbsprühdosen aus dem Ölkeller des Reihenhauses dorthin gesprüht.
Heute präsentiert sich an gleicher Stelle eine Plakatwerbung für ein massenmediales Phänomen namens Banksy, (Titel der Nonsens VA: The Mystery of Banksy, besser wäre The Histery about Banksy), angeblich ebenfalls wilder Sprüher, um nicht zu sagen, das idolisierte Bild des romantisch wilden Graffiti-Sprayers schlechthin.
Was sagt uns das über Werte?
Als Erfinder der urban education rate ich daher ab jetzt jedem Kind, Jugendlichen, Heranwachsenden bei meinen Urban-Spray Workshops / Graffiti-Workshops (z.B. bei Jochen-Schweizer), daß, wenn es Karriere machen und unschätzbare Werte generieren möchte, einfach illegal und wild sprühen muss. Allerdings möglichst nur sozialkritische Schablonenarbeiten/Stencils. Alles andere erscheint momentan als nahezu wertlos.
Ein Hoch auf die Konsumierbarkeit/Ökonomisierung von allem.
Hepp, raus in die Welt sei ein Künstler …

 

 

»Children, start spraying wildly …«

Thinking has changed a lot. Do at least the same. So I made my first spray attempts at this point to the right of the poster area in 1986 and during my active breakdance / BBoy phase I sprayed a »freeeze« throwup with dad’s spray cans from the oil cellar of the row house there.
Today there is a poster advertisement for a mass media phenomenon called Banksy (m / f / d), allegedly also a wild sprayer, not to say the idolized image of the romantically wild graffiti sprayer par excellence.
What does this tell us about values?
As the inventor of urban education, from now on I advise every child, adolescent, adolescent in my urban spray workshops / graffiti workshops (e.g. at Jochen-Schweizer) that if they want to make a career and generate invaluable values, simply illegal and wild must spray. However, if possible, only socially critical stencils / stencils. Everything else seems worthless at the moment.
A cheer for the consumability / economization of everything.
Hepp, out into the world, be an artist …

Zaubern gehört zum Handwerk

Neustart Banner, 14:00 Uhr, Engelbert Strauss Biebergmünd 2021

Zaubern gehört zum Handwerk

Finde den Unterschied …!
Das erste Foto ist von heute um 12:00 Uhr, das zweite von 16:00 Uhr. Klar, es ist natürlich der Ladebalken und das Lettering LOADING in weiß als letzte Gestaltungsebene auf dem 13 x 13 m Banner an der Engelbert-Strauss Zentrale in Biebergmünd.
Street Art-Murals und Werbe-Murals gibts ja zuhauf-das eine pädagogisch wertvoll, weil allgemein verständlich oder artificial geheimnisvoll, das andere oftmals kalte und gelangweilte Rechnerästhetik, die verkaufen bzw. neugierig machen soll. Beides eint, daß es meist einfach via Beamer/Projektor großprojiziert und dann nachgemalt- gesprüht -gepinselt etc. wird.
Ich durfte heute wieder mein Augenmaß und mein ästhetisches Feingefühl trainieren: Freihand abgeklebt und der weiße Gestaltungsteil, dann bei 1 Grad Außentemperatur auf dem Steiger ausgesprüht. Danach Tesa-Klebeband wieder abgenommen. Fertig ist die Laube … Graffitigestaltung mal anders.
Danke an Julian für die Hilfe mit der Steigerbedienung. Danke auch an Josi, Henning, Kerstin, Steffen, Alice, Johanna and Norbert…
 

Magic is part of the craft

Find the difference …!
The first photo is from today at 12:00 p.m., the second at 4:00 p.m.
Sure, it is of course the loading bar and the lettering LOADING in white as the last design level on the 13 x 13 m banner at the Engelbert-Strauss headquarters in Biebergmünd.
There are plenty of street art murals and advertising murals – one of which is educationally valuable because it is generally understandable or artificial and mysterious, the other is often cold and bored computer aesthetics that should sell or arouse curiosity. Both have in common that it is usually simply projected on a large scale via a beamer / projector and then repainted, sprayed, brushed, etc.
Today I was allowed to train my sense of proportion and my aesthetic sensitivity again: Freehand taped off and the white design part, then sprayed on the cherrypicker at 1 degree celsius outside temperature. Then the adhesive tape was removed again. The arbor is ready … Graffiti design with a difference.
Thanks to Julian for the help with the cherrypicker operation. Thanx to Josi, Henning, Kerstin, Steffen, Alice, Johanna and Norbert…
#engelbertstrauss #neustart #neustart2021 #atelierbomber #hashtagsgehenmiraufdienüsse