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Content Generator oder Generation Content

Content Generator oder Generation Content

Get well soon
»Sei ein Contentgenerator … !« ;-).
Um was gehts denn heutzutage? Wie viele von uns sprechen in und mit Rechtecken und wollen einer so genannten Community – denn angeblich erreicht man ja über das Internet die gesamte Welt – direkt erzählen, was für wichtige Persönlichkeiten wir seien, was wir alles Wichtige tun und dasselbe Welt morgen zum Untergehen verurteilt sei.
Ist das nicht ganz arg »Fütter‘ mein Ego!«? Und wurde das Gleiche nicht schon Jahrhunderte und Jahrtausende vorher auch schon behauptet? Und hat das der Welt etwas gebracht? Meist doch nicht wirklich, sondern oft den Figuren, die sich damit brüsten (Vorsicht-aussterbendes Wort), selbsternannte Verfechter der guten Sache zu sein.
Die Welt als Kulisse
Die heutige junge Generation könnte Generation Content genannt werden, denn es scheint um nichts anderes mehr zu gehen. Protest findet angeblich auf youtube und in Genf statt? Das Image überholt die Realität, analog dazu scheint die Realität widerum die Satire zu überholen. Eine fatale Situation. Während noch vor zehn bis fünfzehn Jahren Menschen ohne weitere digitale Nutzung agierten, scheint heute nur noch wenig ohne den Weg der Contentgenerierung zu entstehen. Ja, herber, man könnte sogar meinen, heutige Menschen verändern sich so massiv in so kurzer Zeit, daß schon von einer erweiterten Nutzung unseres Daseins gesprochen werden kann. Alles wird zu (Eigen-)Werbung und nahezu alles zu Image. Die Welt wird zur digitalen Kulisse der Selbstdarstellung, die wiederum als vermeintlicher Werbeträger stilisiert werden soll.
Wo wird uns das hinführen?
Die jetzigen Neugeborenen werden in eine Welt geboren zu deren Normalität es gehören wird, sich automatisch einer erweiterten Nutzung zu beugen … Dem Content. Vorausgesetzt die Entwicklung bleibt kontinuierlich.
Was das bedeutet, ist sozialpsychologisch betrachtet nichts weiter, als eine komplette Veränderung des Wesens von Menschen. Nichts mehr wird getätigt ohne weitere Gedanken einer erweiterten Nutzung.
Und ist nicht auch dieser Blogbeitrag genau das? Die Entfesselung des Ichs, die Enthebung der Medienmacht, die vermeintliche Demokratisierung (was soll das sein?) der Medien. »Jedermann sein eigener Fußball?«
Aber spielt der Inhalt (der Content) wirklich eine so große Rolle?
Wenn die New York Times Ihre politischen Karikaturen einstellt, dann ist das ein ernstes Zeichen genau dieser Entwicklung, eben daß alles dargestellte pc – politisch korrekt sein soll.
Das kommt einer Zensur gleich, denn ohne Humor werden solche altgedienten Medien unattraktiver.
Die Vorteile der digitalen Kommunikation liegen auf der Hand. Aber die Nachteile offenbaren sich auch immer klarer: Auflösung der Privatsphäre, Überwachung und damit Erhalt und Sicherung von Machtsystemen.
Diesen Wandel hatte ich mir nicht vorgestellt und ich denke, die meist nerdigen Urheber der offenen Netzwerke und des Sharing-Gedankens im Silicon Valley auch nicht.